Wirkung von Tee auf die Gene

Der Konsum von Tee hat einen Einfluß auf die Veränderung der Erbsubstanz (DNA) bzw. die sog. DNA-Methylation. Dies liefert Erklärungsansätze für seine positive Wirkung auf die Gesundheit.

Spezielle Faktoren des Lebensstils, insbesondere die Wahl bestimmter Nahrung und der Kontakt mit Chemikalien, können die Erbsubstanz und die Aktivität der Gene verändern. Diese sogenannte DNA-Methylierung wird durch spezielle Enzyme (DNA-Methyltransferasen) ausgelöst. Dies kann sowohl negative (z.B. Krebs durch Rauchen), als auch positive Folgen nach sich ziehen.

Bei zwei besonderen Lebensmitteln, Tee und Kaffee, wird schon seit Längerem deren bedeutende Rolle in der Verringerung von Tumorwachstum, in der Reduktion des Risikos von Alzheimer und Parkinson sowie Diabetes vom Typ 2, die Reduktion von Entzündungen, der positive Einfluss auf viele weitere wichtige Krankheiten und den Östrogen-Stoffwechsel untersucht. Dabei wird seit jüngerer Zeit mittels Genom-Studien auch betrachtet, inwieweit diese Wirkungen durch eine Veränderung der DNA bzw. DNA-Methylierung bewirkt werden könnten.

Im Jahre 2017 veröffentlichten Wissenschaftler der Uppsala Universität in Schweden nun zum ersten Mal eine Genom-weite DNA-Methylierungsstudie für Kaffee und Tee aus 4 europäischen Kohorten (3096 Personen, Durchschnittsalter 56 Jahre) mit bemerkenswertem Ergebnis (vgl. 1).

Die Wissenschaftler konnten durch Genom-Analyse des Blutes nachweisen, dass bestimmte Gene im Menschen durch den Teekonsum verändert wurden (DNA JC16 und TTC17). Bislang konnte dies für Tee nur in vitro und in kultivierten Krebszellen gezeigt werden. Für Kaffee wurden keine Veränderungen gefunden.

Die beobachtete Veränderung wurde jedoch in dieser Studie nur bei Frauen beobachtet und zwar in 28 verschiedenen Gen-Regionen, die unter anderem für die Interaktion mit dem Östradiol-Stoffwechsel und Krebs in Verbindung stehen. Die Forscher schließen nicht aus, dass bei Männer keine Veränderung zu finden war, weil die Studie nur auf die eigene Angabe des Teekonsums der Teilnehmer beruhte und Frauen deutlich mehr Tee als Männer tranken. Zugleich ist aber auch bekannt, dass die im Tee enthaltenen Catechine und Theaflavine den Östrogen-Spiegel durch Hemmung des Enzyms Aromatase reduzieren. Dieses Enzym bewirkt die Umwandlung von Androgenen in Östrogenen. Der Vorgang zeigt das durchaus unterschiedliche Potential der Wirkung des Tees auf Männer und Frauen auf.

Das Ergebnis der Studie ist so bemerkenswert, weil zum ersten Mal am Menschen der Einfluss von Tee auf die Veränderung von Genen nachgewiesen werden konnte. Zugleich ist aber auch deutlich, dass noch keine allgemeinen Schlussfolgerungen auf die Gesundheitswirkung, den Unterschied zwischen Männern und Frauen oder andere Aussagen gezogen werden können. Der gleichzeitige Einfluss anderer Faktoren des Lebensstils, wie z.B. die Art, Menge, Zubereitung und Qualität des Teekonsums, der gleichzeitige Konsum von Kaffee, von Rauchen und anderen Einfluss-Faktoren, wie insbesondere das Alter, konnten hier nicht ausreichend bis gar nicht berücksichtigt werden.

Im Ausblick ist jedoch absehbar, dass ein tieferes Verständnis der Gen-Modulation der Inhaltsstoffe im Tee noch zahlreiche Überraschungen zu Tage bringen dürfte. Durch sie wird zukünftig vor allem auch die positive Wirkung von Tee gegen Krebs, aber auch offensichtlich die Wirkung auf den Hormonhaushalt und vermutlich auch auf zahlreiche andere Krankheiten besser verstanden und nutzbar gemacht werden können.

Quellen

  1. 1. Ek WE, Tobi EW, Ahsan M, Lampa E, Ponzi E, Kyrtopoulos SA, Georgiadis P, Lumey LH, Heijmans BT, Botsivali M, Bergdahl IA, Karlsson T, Rask-Andersen M, Palli D, Ingelsson E, Hedman ÅK, Nilsson LM, Vineis P, Lind L, Flanagan JM, Johansson Å; Epigenome-Wide Association study Consortium: „Tea and coffee consumption in relation to DNA methylation in four European cohorts.“ Hum Mol Genet. 2017 May 23. doi: 10.1093/hmg/ddx194. [Epub ahead of print], PMID: 28535255